Diese Einladung habe ich erhalten und dann auch wahrgenommen.
Gedanken über die Liebe und andere Absurditäten.
Bei Sinn und Sinnlichkeit, der erotischen Buchhandlung im Herzen von München, Auenstraße 2, am 24. August 2007 um 20.00Uhr.
Linda Benedikt liest aus ihrem Buch „Gedanken über die Liebe und andere Absurditäten“. Melancholische, unterhaltsame und absurde Geschichten über ausgesiedelte Herzen, Weihnachten auf dem Friedhof, warum wir alle eine Supermarkttomatenliebe suchen und wenn man finden muss, damit man im Leben mindestens 3467 mal glücklich wird!
Linda Benedikt, Redakteurin bei der kulturpolitischen Zeitschrift „Die Gazette“, lebt als freie Autorin und Journalistin in München. 2005 erschien ihre Biographie „Yitzhak Rabin- The Battle for Peace“ bei Haus Publishing, London. Im Dezember 2007 wird das Kochbuch „Rezepte der Münchener Tafel“, (Hrsg. Linda Benedikt, Franz Schiermeier Verlag) erscheinen.
Als ich ankam, standen bereits sehr viele Zuhörer vor der Tür (nicht, weil sie nicht hätten reingehen können, nein, sondern weil das Wetter so schön war) und auch in der sinnlichsten Buchhandlung Münchens war schon einiges los. Wie ich mitbekam, stand Linda Benedikt genau neben mir und ich beäugte sie.
Sympathisch, war mein erster Eindruck.
Dann ging ich rein, um mir einen guten Platz zu sichern.
Eindeutig waren mehr Frauen als Männer anwesend, ein bunt gewürfelter Haufen Menschen. Und als alle so weit waren, ging es los.
Linda Benedikt las nicht nur aus dem angekündigten Buch Gedanken über die Liebe und andere Absurditäten, nein, sie las auch viele neue Texte und einen, den sie extra für diese Lesung geschrieben hatte.
Man kann schon sagen, dass ihre Geschichten aus dem prallen Leben gegriffen sind und Linda Benedikt ein unglaublich tolles Entertainment an den Tag, oder besser gesagt, an die sinnliche Nacht legte. Lustiges zu schreiben, ist eine hohe Kunst und diese dann auch noch pointenreich vorzutragen, das ist die ganz hohe Schule. Hut ab, vor jedem, der dieses Talent besitzt. Und eines ist gewiss, wer auf eine Lesung von Linda Benedikt geht, den erwartet genau das.
Eine Frau, die sehr authentisch ist und man bekommt das Gefühl, man kennt sie.
So las sie z.B. eine Geschichte: Handarbeit, man könnte nun fast hinter dem Titel erotisches vermuten. Nun ganz so war es nicht. Linda Benedikt berichtet über ihren Aufenthalt in London und wie sie einen Job gesucht hat, oder besser gesagt, der Job zu ihr kam. Obwohl sie sehr gut der englischen Sprache mächtig war, hat sie dennoch nicht verstanden, was ein ganz bestimmter Ausdruck bedeutete. In kurzen Worten erklärte man ihr, sie solle sich als waschechte Ägypterin verkleiden und den Gästen mit einem Fächer Luft zufächeln. Handarbeit wurde das ganze genannt. In ihrer ganz eigenen und äußerst witzigen Art erzählte sie den Zuhörern, zu denen auch ich gehörte, wie das Ganze dann ablief. Es reichte von Androhung von Schlägen, bis Angeboten, diesen Dienst doch in einem persönlicheren, individuelleren Rahmen auszuführen.
Auch aus ihrem Büchlein las sie vor und ich bekam richtig Lust, mir „Gedanken über die Liebe und andere Absurditäten“ zu holen. Noch eine Kunst beherrscht Linda Benedikt, in ihren Werken kommt fast keine wörtliche Rede vor und dennoch klingen alle Gedankengänge wie eine einzige wörtliche Rede. Es gab keine Sekunde, in der ich mich gelangweilt hätte. Ich weiß allerdings nicht, ob das alles genauso rüberkommen wäre, wenn ich das Büchlein still vor mich hingelesen hätte oder ob es Linda Benedikts unglaublichem Vortrag-Talent zu verdanken ist, dass ich mich so gut amüsiert hatte.
Immer wieder brachen bayerische Brocken durch. Jedoch schien es, als würden auch alle anderen verstehen, von was Linda Benedikt sprach. Wenn also mal das Wörtchen Biesln fiel, dann wussten auch alle, was gemeint war.
Da gab es eine Geschichte aus dem Buch, in der Linda Benedikt nachts über die Reichenbachbrücke radelte und auf dem Trottoire saß eine Frau, das Radl neben sich angelehnt. Linda dachte so: Sie muss den wunderschönen Vollmond ansehen, er ist aber auch unglaublich schön, wie er so dort oben hängt. Aber als sie näher kam, sah Linda: Die Augen der Frau waren geschlossen, sie konnte also den schönen vollen Mond gar nicht sehen. Wie es weitergeht, sollte jeder lesen, der für gute Wortgeschmeide und schöne Satzgliederungen ein Fable hat. Und natürlich jeder, der das pralle und humorvoll anmutende Leben liebt oder die Absurditäten, die sich daraus ergeben.
Es gab eine Geschichte, die wir Frauen nur zu gut kennen. Linda sitzt mit einer Freundin im Zug und an ihnen rast (in schön geschriebenen Worten) die Landschaft vorbei. Die Freundin hat Liebeskummer. Und Linda versucht sie aufzuheitern. Aber wie sie es versucht! Nein, darüber werde ich nichts schreiben, denn jede Frau sollte es lesen und die Männer, die wissen, was sie anrichten, wenn sie uns Frauen Liebeskummer bescheren. Aber noch nie habe ich es von dieser witzigen Seite betrachtet. Oder lag es wieder an Lindas Talent, genau den richtigen Ton des Textes zu treffen?
Es gibt eine Geschichte darüber, wie Linda in ein Café in München geht und neben dem Tisch sitzt eine Frau, die sie an ihre Mutter in jungen Jahren erinnert. Es ist unglaublich anrührend, wie sie dann Zwiesprache mit ihrer bereits verstorbenen Mutter hält und was sich aus dem Text heraushören lässt, ist, dass Linda dieses Gespräch wohl gerne in der Echtzeit geführt hätte.
Da gab es eine Geschichte von einem Hund und wie eine Bekannte bei Linda diesen Hund abgab. Man könnte denken: Banal. Nicht so bei Linda Benedikt. Was sie mit dem Hund alles erlebt, wie sie zusammenwachsen, ein Genuss. Der Hund mag keine fremden Menschen, er mag keine lauten Partys und somit werden Linda und der Hund immer mehr zur gegenseitigen Gesellschaft. Natürlich hat diese Geschichte wieder einen pointenreichen Schluss, wie alle ihre Geschichten.
Linda Benedikt hat extra für diesen Abend eine Geschichte geschrieben:
Die Dame von Sinn & Sinnlichkeit hat mich gebeten, doch auch einen sinnlichen Text vorzulesen. Also habe ich zu meiner Freundin gesagt: Du, wir müssen heute sinnlich sein. Die Dame von Sinn & Sinnlichkeit braucht einen sinnlichen Text von mir. Dann erzählt sie so etwas von humorvoll, wie sie versucht haben sinnlich zu sein und dass das in einer langjährigen Beziehung gar nicht mehr so einfach ist, haben wir auf wunderbar humorvolle Art erfahren.
Mein Fazit: Ein Abend, der sich gelohnt hat. Und das war auch das Echo, das ich von anderen mitbekam.
Linda Benedikt und ihr Verleger trugen sich ins Gästebuch ein. Beide zeichneten etwas hinein und waren ganz konzentriert bei der Arbeit. Gaudi halber wollten sich beide überflügeln in ihrer Kreativität.
Ulrike Müller, die Inhaberin von Sinn & Sinnlichkeit hatte Linda Benedikt und mich bekannt gemacht. Nachdem ich die Visitenkarte von Linda Benedikt erhalten hatte, hatte ich mich noch etwas mit Ulrike und ihrem Mann unterhalten und so bekam ich noch ein paar Fotos.
Liebe Linda Benedikt, ich hoffe Sie verzeihen mir, dass ich dieses Foto online stelle, aber Sie haben es herausgefordert, in dem Sie sich mir in dieser lustigen Pose gezeigt haben und ich bin der Versuchung erlegen.
Linda Benedikt und Ulrike Müller (Sinn & Sinnlichkeit)
Bevor ich ging, zählte ich die Bierbänke, die mit weißem Damast ausgelegt waren und man staune, es waren 12 an der Zahl. Auf so einer Bierbank finden vier bis fünf Personen Platz und wenn man das bedenkt, dann waren wohl an die 60 Personen anwesend.
Ihre Aveleen Avide
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